Chapagaon

Chapagaon heißt das Dorf im Kathmandutal, in dem ich wohne und arbeite. Es ist wunderschön in ca 1200 Höhe gelegen, rundum umgeben von Bergen, die sanft ansteigen und üppig grün sind. Die Menschen hier sind sehr fleißig, sie stehen früh auf (um 6 Uhr morgens ist schon alles auf den Beinen) besuchen ihre Tempel und gehen an die Arbeit. Sie bauen ihre Häuser selber, ohne Einsatz von Maschinen, alles mit ihrer Hände Kraft. Die kleinen Geschäfte sind wohl rund um die Uhr geöffnet, fast in jedem Haus befindet sich im Erdgeschoss ein kleiner Laden, der Getränke anbietet, Essen (z.B. Momo oder anderes frittiertes), dann gibt es Obst -und Gemüseläden, immer wieder Handyzubehörläden und Werkstätten für Motorräder, dann unzählige Stoffläden, die Saris und die entsprechenden Stoffe verkaufen, dazwischen kleine Imbissbuden für ein schnelles Essen, auch die Milch fürs Frühstück und Malpa gibt’s hier, in Fett gebackenes mit Gewürzen (lecker). Frauen tragen schwere Körbe voll Getreide oder Lebensmittel auf dem Rücken, mit einem Riemen über der Stirn befestigt und Männer die schweren Sand und Zementsäcke für die vielen Baustellen. Auch das große Heiligtum, das direkt neben unserer Klinik entsteht, wurde ohne Maschinen erstellt, es gab – Ausnahme – einen Zementmischer!

Im Ort befinden sich überall verteilt kleine Tempel und es finden unentwegt kleine Festivals statt, mit Umzügen, viel Musik, Maskentänzen. Vielleicht fielen auf den Fotos die vielen in rot gekleideten Frauen auf? Das war am Feiertag für die Frauen, sie tragen alles Saris im gleichen Rot, gehen in die Tempel, beten und bitten für ihre Männer, tanzen, feiern. Am 1. Tag fasten sie und trinken auch nichts. Nachmittags sind viele Straßen gesperrt und es gibt Umzüge und Veranstaltungen.

Neben der Arbeit im eigenen kleineren Shop arbeiten die Menschen auf den Feldern, vorwiegend Mais und Reis, aber auch alle möglichen Arten von Gemüse werden angebaut, Kartoffel wird viel verzehrt, Karotten, grüne Blattgemüse, die kleinen Tomaten schmecken köstlich und süss! Zitronen sind hier klein und rund, gerade mal so groß wie eine Cocktailtomate.

Samstag ist hier der freie Tag, viele Geschäfte sind zu, aber die kleinen Shops haben alle geöffnet und auch am Samstag ist alles früh auf de Beinen. Geweckt wird man ohnehin zwischen 5 und 6 Uhr frühs vom ohrenbetäubenden Lärm der „Puja“, der Morgenandacht im Kloster, mit Trompeten, Trommeln, Hörnern und Muscheln, unterbrochen vom monotonen Mantragesang der Mönche, das tönt mystisch und gewaltig!

In den Straßen sieht man sehr viele Kinder und junge Menschen in Schuluniformen In zahllosen Varianten, es gibt sehr viele Schulen, die Geld kosten. Politisch sind die Menschen nicht, sie beklagen zwar, dass sie keine gute Regierung haben, sind aber nicht engagiert, was schade ist, denn für die Probleme, die auf sie zu kommen, sollten sie besser gewappnet sein. Die Umweltverschmutzung ist unglaublich und noch gibt es kaum private Autos, allein die vielen Motorräder sind schon zuviel. Es gibt leider auch kein Bewusstsein für den Umgang mit Müll, im kleinen Wald nebenan (ein schöner Rückzugsort mit einem alten geheimnisvollen Tempel) ist alles zugemüllt mit Plastik , das ist ein trauriger Anblick. Man kann sich kaum ohne Atemmaske nach draußen wagen, hier m Ort geht es noch, aber schon auf dem Weg im völlig überfüllten Microbus nach Kathmandu sollte man damit ausgerüstet sein. Meine Lungen haben in der 3. Woche rebelliert, jetzt sehe ich mich vor.

Heute, nach einem Gewitter mit heftigstem Regen in der Nacht die große Überraschung : bei klarer Luft kann man die gewaltigen Gipfel des Annapurna Massivs sehen, überwältigend. Leider dauerte das Schauspiel nur wenige Stunden, da hatte der Smog wieder Oberhand. Ich plane während meines Aufenthalts Plätze aufzusuchen, wo die Berge besser zu sehen sind, das sollte gar nicht so weit entfernt ein.

Die dritte Woche verlief gut, bis auf einen Tag, den ich zur Schonung meiner Lungen frei genommen habe, die Patienten sind jetzt bekannt und erfreulicherweise geht es den meisten viel besser, aber was noch schöner ist, meinen Dolmetschern, die ja auch behandeln, gefällt die Art meines Therapierens und sie arbeiten eifrig mit und lernen zu moxen, massieren, Gua. sha zu geben usw. Das alles können sie auch anwenden, wenn ich wieder weg bin und das empfinde ich fast als meinen sinnvollsten Beitrag.

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