INDIEN November 2015 für NANDRI Kinderhilfe

Abflug am 4.11. über Abu Dhabi nach Chennai oder Madras, Ankunft morgens 3.40 – leider fehlt mein Koffer.  Francis, die erfahrene und treue Kontaktperson, die mit ihrem Mann Anthony die Organisation „wie care“  leitet, wartet geduldig am Flughafen. Sie kümmern sich um das aus ihren Wäldern vertriebene Irula Volk, denen kleine Dörfer errichtet wurden, außerdem werden Lepra und Aids Kranke von der Organisation unterstützt. Nandrikinderhilfe unterstützt vor allem die Dorfgemeinschaften sowie ein Schulprojekt „Little Flower School“ mit Wohnheimen für die Kinder, alle aus einfachsten Verhältnissen, zum  Waisenkinder sind.

Über Patenschaften aus Europa werden die Projekte unterstützt, um auch zu gewährleisten, dass die Kinder  einen Schulabschluss erlangen und im Anschluss eine Ausbildung  beginnen können. 

Nach einer kurzen Erholungspause bringt Francis mich zu Monika, der Gründerin von NANDRI, ebenfalls aus Oberursel, eine wundervolle ältere Dame, deren Lebensaufgabe das Wohl der Kinder ist.  Als Pflegemutter hat sie über hundert Kinder großgezogen und seit 20 Jahren kümmert sie sich um die indischen Kinder. Sie wartet auf mich in der Little Flowerschool. Hier gibt es ein kleines Zimmer, in dem wir übernachten könn(t)en – leider gibt es immer wieder Probleme. Da es auch ein Mädchen-Hostel gibt, will man keine Frmden dort, aus Angst vor sexuellen Übergiffen, allerdings sind an Sonntagen usw  nur 2-3. junge Mädchen da als Aufsicht! (Vielleicht ist das alles auch nur ein Manöver des Schulleiters, der sich ein  Schmiergeld verspricht?)
Immerhin, wir haben 3 Tage und Nächte dort verbracht, Kinder entlaust, Kleider und Uniformen repariert, Obst verteilt und therapiert. Viele haben leichtes Fieber und Kopfweh, die Jungs haben tapfer die Akupunkturnadeln ertragen und es hat Ihnen gut geholfen! Dann die neue Waschmaschine eingerichtet (nur kaltes Wasser!), die immerhin schleudert.  Die Kinder bekommen auf jeden Fall eine warme Mahlzeit, finanziert von der Kinderhilfe, was keine Selbstverständlichkeit ist.  Die Kinder schlafen zu zehnt auf dem nackten Steinboden, allenfalls mit einer Grasmatte – ohne Decke ! Heartbreaking!

Am nächstn Tag kam mein Koffer zum Glück an!

  • PUlIKUNDRAM

Dann mit dem neuen  Jeepähnlichen Auto, ebenfalls zur Hälfte von Deutschland finanziert, in das neueste Irula Dorf. Pulikundram, etwa 20 Familien wohnen hier  in Lehmhütten mit Schilfdächern. Es ist sehr nass, Monsun kam spät aber jetzt ist er da. Die letzten Kilometer gibt es keine  Straßen,  das Auto muss über überflutete Wiesen und Felder! Und dann mitten im Nowhere – das Dorf. Große Kinderaugen schauen uns  erstaunt an, Francis hat  Zeltdach und Stühle organisiert und Essen, alle bekommen etwas und dann wird Kleidung verteilt (aus Deutschland mitgebracht! Und ich hatte mich schon gewundert, ob der  Kinderkleider, die ich im Auftrag von Monika mitgebracht hatte! Es wird einfach alles gebraucht!  Und alles schwimmt, „landunter!“ Und natürlich Mosquitos, Fliegen, Ratten und dazu viele Hunde.

  • TONDAMANALLUR 

Durch  Wind und Starkregen kämpft sich der junge Fahrer über die Landstraßen, anfangs noch akzeptabel, dann  Holperstrecke und dann wieder über überflutete Äcker zum nächsten Dorf Tondamanallur mit da. 30 Familien. Hier gibt es ein kleines Häuschen mit 2 Schlafzimmern und  kleinem Bad und einen  großen Aufenthaltsraum für die Kinder, hier können sie essen und nach der Schule Aufgaben machen, manchmal  übernachten hier die alten Frauen, die von den Familien gerne mal nach draußen verbannt werden. Die Kinder sind mager, haben wenig Kleidung und sind sehr lieb und anhänglich.  Auch hier wieder Fieber und ähnliches, viel Infertilität, Menstruationsprobleme oder gar keine Menses  wegen Blutarmut!  Mit  Nadeln bin ich  zurückhaltend aber Moxa, Laser, Gua sha und Nosoden gehen! Sie sind ganz zutraulich und kommen von selbst.

Es ist noch ein langer Weg, vieles, was in den letzten Jahren begonnen wurde, ist vergessen oder verkümmert im Schrank, wie gemeinsam genähte Kleidchen und Läusemittel. Sie haben noch nicht verstanden, dass sie ein besseres Leben haben könnten, aber wie auch! Kaum jemand versteht englisch und Tamil ist eine  schwierige Sprache.  Ohne Francis wäre gar nichts möglich, aber die Arbeit lohnt, es sind sehr freundliche, offene Menschen, einige intelligent, andere apathisch.

Vieles erinnert an Nepal, viele Hunde (weniger als in Nepal) viele Kühe (mehr)! Schlechte Straßen (besser), keine Stromsperren (aber bei Regen!) Hier  in den Dörfern gibt es nichts, nichts zu kaufen, wenig Landwirtschaft, obwohl das Land  nicht unfruchtbar scheint (wie es aussieht, ist der Untergrund extrem steinig, überall liegen große Felsbrocken herum, was natürlich jegliche Bodenbearbeitung erschwert) Das Irulavolk waren Pflanzenkundler, aber sie wurden vertrieben, haben zwar jetzt ein Dach über dem Kopf, aber keine richtige Aufgabe. Vieles scheint wie ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut! 

Und, ja – es ist wieder Diwalli  3 Tage  Festival, nur hier bekommt man kaum etwas mit außer Böllerschüssen und, dass alle zuhause in den Hütten sind.

Uns fallen 2 unterernährte Mädchen auf, Ärmchen und Beinchen nur Haut und Knochen, kein Kinderlachen. Wir fragen nach, so gut es eben geht. Die Mutter starb vor ein paar Wochen mit dem Baby im Kindbett, sie trank wohl viel Alkohol auch während der Schwangerschaft und der Vater ist ebenfalls Alkoholiker, es gibt nur eine Tante, die sich aber offensichtlich nicht kümmert. Auf die Frage, ob nicht eine wohlhabende Familie (gibt es auch, mit bereits übergewichtiger Tochter) sich gegen finanzieller Unterstützung der Kleinen annehmen würde, wird verneint. Niemand erbarmt sich.

Das Projekt läuft erst seit 2 Jahren, man darf keine Wunder erwarten, aber so etwas  ist schlimm. Da können wir auch nicht viel tun, das kann nur Francis versuchen, mit den Behörden zu klären, vielleicht findet sie Pflegeeltern ? auf jeden Fall brauchen wir weitere Sponsoren für die Mädchen.

Der Monsun ist heftig, es schüttet, alles versinkt im Wasser, aber schlimmer, die nassen Kleider werden nicht trocken, viele werden krank, viel Fieber, Erkältung, vor allem die  Kinder sind betroffen.

12.11.2015

Diwalli Feiertage sind vorüber, die Schule hat wieder begonnen, heute scheint endlich die Sonne! Alle Kinder hatten ihre besten Kleider an, sofern sie welche besitzen, aber alles war nass. Feuerwerk gab es auch, die Kinder hatten ihren Spaß. 

Gestern sind wir durch das Dorf spaziert, es gibt eine kleine feste Dorfstraße, so dass man nicht  im Schlamm versinkt.  Einige Häuser sind aus Stein, manche haben ein festes Fundament, die meisten sind einfache Hütten aus Schilf. in einer kleinen  Hütte wohnt eine Familie mit 10 Kindern  Die Häuser aus Stein  halten dem Starkregen nicht stand, es wird Zuviel Sand verbaut und überall regnet es durch.

Leider sind die Familien nicht harmonisch, viele Kinder sind Halb- oder Vollwaisen, um die sich eine Tante oder eine Schwester kümmern  sollte, aber die Kinder sehen sehr mager aus, dazu kommt ein massives Alkoholproblem, oft trinken beide, Vater und Muter, außerdem gibt es viel Streit und die Kinder sind die Leidtragenden.

Es gibt viel zu tun und mit einem Besuch pro Jahr ist es nicht getan. man darf nicht vergessen, dass die Menschen bis vor wenigen Jahren noch in den Wäldern lebten !

Heute ist Läuse waschen angesagt!  Ein großer Spaß, denn heute werden die Haare geföhnt! Das war ein guter Tag mit viel Sonnenschein, die Wäsche wurde trocken und alles sah freundlich aus. Einen Tag später: Dauerregen !! Wir haben am Vormittag einen Raum als Praxis  eingerichtet und es kamen sehr viele, Männlein, Weiblein, Kinder – wie in Nepal.

Morgen. soll es nach Puthur gehen, einem weiteren  Irualdorf, aber da ist wohl auch alles unter Wasser!

Mein Laser hat seinen Geist aufgegeben und das  I Pad ist extrem langsam, die Stromversorgung ist wohl  suboptimal oder ist es die Feuchtigkeit?

am Samstag Vormittag ist erst noch Weihnachten für die Kinder. Kleider, Schokolade und Matten aus Schilf zum Schlafen werden verteilt, pro Hütte eine, da müssen dann alle drauf, aber bei diesem Dauerregen ein Segen, dann

PUTHUR

Das Wetter ist heute ganz schön, so können wir die Fahrt und die schöne Landschaft genießen. Puthur ist auch  ein kleines Dorf abseits der  Zivilisation. Wir werden vor der Dorfkirche (!), die aber nicht als Kirche verwendet wird (missionieren ist nicht erwünscht) von einer Kinderschar erwartet, sie halten Plakate mit Glückwünschen in die Höhe und jubeln. dann gibt es eine Zeremonie mit Tanz und Vorträgen bevor die Kleider, Matten und Schokolade verteilt werden, bei ohrenbetäubendem Lärm, es geht zu wie auf einem Bazar. Ich bewundere Monika für Ihre Ausdauer und Ihr Geschick im Umgang mit den Kindern und Frauen.

Schließlich machen wir uns auf den Heimweg zu Francis‘ Haus. Die Landschaftist sehr schön, hellgrüne Reisfelder, Kühe vor dem Pflug, die die Reisfelder bearbeiten, sehr malerisch! Weiter durch kleine Dörfer, alle ähnlich, dann etwas größere Siedlungen mit geschäftigem Treiben, wie ich es aus Nepal kenne, allerdings sind die Straßen hier breit und gut ausgebaut, die Autos etwas luxuriöser. Das war ein schöner Tag und man hat ein Indien Feeling bekommen.

15.11.2015

Sonntag, wieder Dauerregen, es stellt sich jetzt die Frage, ob ich bis zum Ende hier bleiben soll, selbst Strand ist keine Alternative, und auch Praxis in  Tondamanallur ist keine Option, weil die Wände im Schlafzimmer nass sind und ich schon eine anständige Erkältung habe

Mittlerweile haben wir auch von den furchtbaren Ereignissen in Paris erfahren. Was macht überhaupt noch Sinn ? Auch hier ist nicht alles einfach, schwierig, die Hilfe dorthin zu bringen, wo sie hin soll, immer gibt es einen korrupten Menschen, der sich die eigenen Taschen füllen möchte und wir können es nicht überschauen, geschweige denn verhindern.

 

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