Nach der Flut (und vor der Flut)

24.11.205

Eigentlich wollten wir für 2-3 Tage aufs Land, Francis‘ Bruder, der pflanzliche Heilmittel herstellt, besuchen. Dann die Nachricht (wieder Hobbymeteorologenj über Dammbrüche und blockierte Straßen. Eigentlich wäre die Fahrt ohnehin zu lang, so schlug ich vor, zu den Dörfern zu gehen, Reis und Dhal zu bringen und zu behandeln. So machten wir es. Erste Station THIRUMUKKODAL, eines der ersten Dörfer der Irular, das hatten wir bisher nicht besucht. Die Nahrungsmittel waren hoch willkommen und wir behandelten Erkältung, Fieber mit Homöopathie und versorgten Wunden. Wir, das waren Francis und ich und ihre Kinder Filo und Noel, beide hatten wegen des Regens  keine Schule bzw. Uni. Sie waren eine wunderbare Hilfe.

Unser nächster Stop:: KOLLAMEDO! Auch hier große Freude und Nachfrage nach Therapie. Das Wetter ist gerade mal schön und so besuchen wir nach unserer Mission einen Tempel, hoch oben auf dem Berg, zu erreichen über  450 steile Stufen. Die Belohnung: ein wundervoller Blick auf die nächtlichen Orte bei Vollmond und dazu eine Puja.

Am nächsten Tag besuchen wir PULIKUNDRAM, Kinder bekommen, wie in allen anderen Dörfern auch, Vitamin C Tabletten und zum Trost für die saure Gabe Kekse, außerdem ein Pflanzendekokt aus den Blättern des Neem Baums (für die Irualar ein Heiliger Baum), den finden sie allerdings auch nicht so toll, stärkt aber die Abwehr. Wenigstens sind meine homöopathischen Mittelchen süß! Während wir auf die Rückkehr von Noel und Francis warten, die eine alte Frau ins Krankenhaus gebracht haben, erzählt eine der Frauen im Dorf ihre Geschichte, wie sie in nassen Lehmhütten im Wald lebten, keine Unterstützung vom Staat hatten usw. Und dass sie sehr dankbar sind. Ein paar Nadeln werden gesetzt gegen Kopfweh und andere Schmerzen, einer alten Frau mit schrecklichen Kniesschmerzen richten wir (Zumindest versuchen wir es) die Kniescheibe. Hinter kann sie wieder gehen und stehen, das ist schön.

Dann wieder zu KOLLAMEDU zu weiteren Akupunkturbehandkungen. wir behandeln, hohen Blutdruck, Knie -und Gelenkschmerzen, Wunden und Erkältungen bis, im wahrsten Sinne des Wortes, das Licht ausgeht.

Auch ein schöner, befriedigender Tag!

Donnerstag, 26.11.2015

Am dritten sonnigen, schönen Tag in Folge löse ich mein Versprechn n und fahre nach TONDAMANALLUR, um für ein paar Tage ein kleine Clinic im 2. Gästezimmer zu betreiben. Große Freude über das Wiedersehen und die ersten Patienten lassen nicht lange auf sich warten. Das ist ein schöneres Arbeiten mit Patienten, die auf Betten liegen und nicht auf dem  Boden. Eine Frau mit  einem total entzündeten Auge und höllischen Schmerzen sende ich zum Arzt, nur sie wird nicht gehen, da es 200 Rupis kostet (3 Euro!), die gebe ich ihr und hoffe, dass sie geht, denn das sah sehr gefährlich aus.  Auf wiederholte Nachfrage erfahre ich am nächsten Tag, dass sie dort war und Antibiotika bekommen hat, am Nachmittag kommt sie, ohne Schnerzen und ich setze noch ein paar Naseln, danach war es wohl viel besser. Sie hätte ihr Augenlicht verlieren können.  Rani, unsere große Hilfe vor Ort, taut langsam auf und wir kommunizieren  ganz gut, nur bei den Behandlungen bin ich ziemlich auf meine diagnostischen Fähigkeiten gestellt, so viel Englisch kann sie leider doch nicht, aber wofür hat man Hände und Füße? Voller Vertrauen reden sie auf mich ein, sicher, dass ich sie verstehe. Viele alte (?) Leute kommen mit Gliederschmerzen, verformten Beinen  und daraus resultierenden Knieschmerzen, da kann eine Behandlung Allein sicher keine Wunder bewirken, aber ich gebe mein Bestes. Wir haben auch viel Spaß, Frauen unter sich albern herum, amüsieren sich über die Nadeln, lassen sie sich aber gefallen, auch die Kinder!

Das ist eine schöne Zeit, ich bringe die Kinder zur Schule, verfüttere meine Obstrationen und Süßigkeiten, fotografiere, drücke und herze sie.

Schreck an einem Abend, beim Versuch einen kleinen Frosch nach draußen zu befördern, finde ich einen Mann ausgestreckt vor meiner Tür liegen und schlafen.  Frosch bleibt drin und ich verriegele die Tür, aber es gibt keinen Grund für Befürchtungen, der Platz vor der Tür ist trocken und gut geeignet zum schlafen. Am Samstag holt mich Francis ab und die Verabschiedung ist überaus herzlich.

Sonntag, der erste ohne Regen! Ich lade die Familie nebst Anhang ins Restaurant ein, es wird ein netter Familienausflug mit Eisessen anschließend in einer Eisdiele. Das Restaurant befindet sich in der Retortenstadt „Mahindra City“. Hier sind viele international Firmen ansässig (BMW), es gibt breite  Boulevards, die am Sonntag  ausgestorben sind, obwohl es moderne Luxuswohnungn und sogar Villen (über eine Million Euro!) gibt. Ein krasser Gegensatz zum ländlichen Indien, immerhin kann Filo Fahrvsuche machen, unter der Aufsicht ihres Bruders Noel.

Montag, 30.11.2015

Heute können wir endlich die „blankets“  in die Little Flower School bringen und uns die Schäden ansehen, die der starke Regen verursacht hat. Das Wasser stand bis zu einem Meter hoch, alle Schlafmatten sind  vernichtet, alle Bücher und Blöcke unbrauchbar. Der Boden im Schulhof bildet eine ständige Verletzungsgefahr, da er überall aufgebrochen ist. Für Blöcke will ich sorgen, Schulbücher gibt es Anfang  des Jahres ohnehin neue. Ziemlich ernüchtert fahren wir zurück und da setzte schon wieder neuer Regen ein. Am Nachmittag konnten  wir zumindest den Vishnu Tempel besuchen  in Francis‘ Stadt, er ist über 3000 Jahre alt und aus dem harten Granithügel herausgehauen, wir nehmen an einer Puja teil, alle sind sehr nett und zuvorkommend, zumeist ist die Teilnahme von Nicht Hindus nicht gestattet.. Der Regen hat aufgehört, ein gutes Zeichen für mein Vorhaben, die letzten beiden Tage am Meer zu verbringen?

Dienstag, 1.12.2015

Weit gefehlt! Neuer Regen beginnt in der Nacht und will nicht mehr aufhören, wieder ist alles überflutet, ich bade, aber nicht im Meer sondern im Untergeschoss, um Reis und Matten zu retten. Horrornachrichten  kommen aus  den Dörfern. Wo es möglich ist, haben sich die Bewohner in das einzige feste Haus gerettet, alle Matten sind nass, die Lebensmittel sind knapp, nach ein wenig Hoffnung wieder ein Rückschlag. Es ist wie eine wahre Sintflut, die sich über Tamil Nadu ergießt,

Noch 2 Tage.

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